Vergeben?

Du sagtest einst, Du sei´st nicht mein Spiegel,
zumindest kein guter, wenn überhaupt.
Du sagtest auch, Du sei´st nicht derjenige,
der and´ren die Hoffnungen raubt.

Ich antwortete Dir, daß sei nicht ganz richtig,
ein Spiegel ist jedermann.
Ich antwortete auch, nicht Rauben sei wichtig,
doch schenkst Du sie dann und wann.

Ich kenn´Dich – ein wenig – denk nach viel darüber,
hab´ zuviel oft gesagt, anders wär´s mir jetzt lieber,
weil ich habe verletzt und gefordert, gefleht,
nicht bedacht, was ich anricht´, weil nicht geht, was nicht geht.

Deine Schale scheint hart, kleine Beulen nur dran,
doch Dein Kern ist so weich, niemand läßt Du gern ran.
Und Vertrauen ist gut, wenn ein anderer zu Dir es hat,
und es bringt mich in Wut, denn es machte Dich matt.

Und das Schlimmste daran, ich hab´s nicht sehen woll´n,
hätte öfter meine vorlaute Klappe halten soll´n.
Doch Deine Blicke waren warm, Deine Worte meist weich,
Du machst durch Dein Wesen viele Menschen sehr reich.

Aber Dir zum Gefallen, passe gut auf Dich auf,
überlasse den Dingen nur ein Stück ihrem Lauf.
Glätte die Wogen im Innern, lasse manches durch wie ein Sieb.
Ich bin bei Dir – nur im Gedanken, denn ich habe Dich lieb.